Mittwoch, 4. Februar 2009

Hans Beck, der "Vater" der PLAYMOBIL-Figuren, ist gestorben.


Hans Beck wurde 1929 als ältester Sohn eines selbständigen Kaufmanns in Thüringen geboren. Gerne beobachtete er seine jüngeren Geschwister beim Spielen und schon bald griff er selbst zum Werkzeug, um für sie Spielzeug zu basteln.

1958 bewarb sich Hans Beck, gelernter Tischler, um die Stelle eines Entwicklers, damals „Mustermacher“ genannt, beim Zirndorfer Unternehmen geobra BRANDSTÄTTER. Aus einer ganzen Reihe von Bewerbern entschied sich Firmenchef Horst Brandstätter goldrichtig für Hans Beck. Mit entscheidend war sein intensiv betriebenes Hobby Modellbau/Modellflug.

Von Anfang an entwickelte Beck innovative Produkte, die maßgeblich zum Erfolg des Unternehmens beitrugen. Sein Meisterwerk gelang ihm jedoch 13 Jahre später, 1971. Seitens des Unternehmers wurde an Hans Beck die Forderung nach einem Serienspielzeug herangetragen. Dabei dachte Horst Brandstätter an eine Fahrzeugserie für Kleinkinder, in der seiner Vorstellung nach auch schlichte Figuren sitzen können. Der Ansatz erschien Hans Beck zu einfach. Er dachte an etwas völlig Neuartiges.

Zunächst gestaltete er eine einzelne Figur und brachte diese zur Reife: Sie ist exakt 7,5 cm groß und damit ideal für eine Kinderhand, hat bewegliche Arme und Beine, Greifhände und, was Hans Beck besonders wichtig war, sie hat eine sympathische Ausstrahlung. In reiner Handarbeit fertigte er anschließend eine Reihe von gleichartigen Grundfiguren, die sich lediglich durch die Farbgebung und die Zugabe entsprechender Ausstattungsteile unterschieden.

Die teilweise geringe Größe dieser Teile schloss eine Verwendung für die Zielgruppe Kleinkind schon aus Sicherheitsgründen aus. Die weitere Entwicklung wurde also konsequent auf die ab Vierjährigen abgestimmt. So entwarf Beck Ausstattungs- und Zubehörteile für die ersten von ihm angedachten Themenbereiche Bauarbeiter, Ritter und Indianer. Bei jeder Gelegenheit gab er die Modelle Kindern in die Hand, studierte diese beim Spielen, um sich so intensiv wie nur möglich mit den Bedürfnissen der Kinder auseinander zu setzen.

Zeitgleich kämpfte das Unternehmen, das neben seinem traditionellen Spielwarensortiment auch große Kunststoff-Artikel für den täglichen Bedarf herstellte, mit schwerwiegenden Vermarktungsproblemen. 1973 kamen die Folgen der Ölkrise hinzu. Brandstätter möchte die Figurenserie auf den Markt bringen und bittet Hans Beck kurzfristig, noch für die zeitgleich zur Internationalen Spielwarenmesse im Februar 1974 geplanten Hausmesse, einen Mustersatz vorzubereiten. Der Kraftakt gelingt, die ersten Spielfiguren mit dem Namen PLAYMOBIL können präsentiert werden.

Mit Ausnahme eines holländischen Großabnehmers blieben die Einkäufer jedoch reserviert. Ganz anders die Kinder und Eltern, als im Herbst 1974 die ersten Packungen in den Regalen der Spielwarenläden erschienen. Bereits am Jahresende hatte geobra BRANDSTÄTTER mit PLAYMOBIL drei Millionen Mark umgesetzt.

Der Glücksfall einer magischen Kombination war gegeben: die Idee von Hans Beck und sein Wissen, die produktionstechnischen Voraussetzungen, die kompromisslose Risikobereitschaft des Unternehmers und das Bedürfnis der kleinen Konsumenten nach einem Spielsystem, bei dem erstmalig kein technisches Bauelement, sondern Figuren im Mittelpunkt stehen.

Die Erfolgsstory ist vorprogrammiert, denn die Figuren bleiben nicht allein. Hans Beck und die rasch wachsende Entwicklungsabteilung entwerfen komplette Spielwelten. Es kommen Gebäude, weitere Fahrzeuge und Tiere hinzu, alles im Maßstab und Design exakt auf die Figuren abgestimmt. Dabei ernten nicht zuletzt die Tiere, die Hans Beck in einem völlig neuen Stil gestaltet, besonderes Lob: Ihre Gattung sollte ganz eindeutig sein, ihre Ausstattung möglichst reduziert und trotzdem noch fähig, Gefühle zu vermitteln.

Wie sehr Kinder die liebevolle Sorgfalt schätzen, mit der dieses Spielzeug gestaltet und produziert wird, dafür sprechen unter anderem die vielen Kinderbriefe, die jeden Tag bei PLAYMOBIL ankommen. Die jungen Fans schreiben ihre Ideen, machen Vorschläge und wünschen sich dabei ganz unbekümmert auch Kampf- und Horrorartikel. Hiervon hält sich das Unternehmen bewusst fern.

Selbst wenn von PLAYMOBIL verlangt wird, mehr auf aktuelle Spieltrends einzugehen, verneint Hans Beck diese Forderung vehement. Kurzlebige Trends passen nicht in die langfristig angelegte Systemstrategie von PLAYMOBIL. Diese begründet sich auf absoluter Zufriedenheit der Konsumenten. Hans Beck wachte beispielsweise persönlich mit Argusaugen darüber, dass die PLAYMOBIL-Verpackung dem Konsumenten niemals Inhalt oder Spielwert vortäuscht, den das eigentliche Produkt nicht halten kann.

Seit Markteinführung 1974 war Hans Beck für die Marke PLAYMOBIL das „Corporate Conscience“ – sozusagen das Gewissen des Unternehmens. 1998 ging der heute 76-Jährige in den Ruhestand. Unter der Leitung von Bernhard Hane setzt das Entwicklungsteam sein Lebenswerk zur Freude der Kinder in aller Welt fort.

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