Donnerstag, 23. April 2009

Mit der Job-Ampel zum perfekten Studium

Von Catrin Boldebuck


Die Entwicklung des Arbeitsmarktes ist schwer zu prognostizieren, eins ist jedoch sicher: Ein Studium lohnt sich - und zwar mehr denn je. Allerdings ist nicht jedes Studium der goldene Weg. Die Job-Ampel des stern zeigt, welche Fächer die Mühe wert sind und wovon Studienanfänger besser die Finger lassen.



Die gute Nachricht gleich vorweg: Ein Studium lohnt sich. Immer. Es ist der Königsweg zum Job. Die beste Versicherung gegen Arbeitslosigkeit. Das Ticket zur Karriere. Die Chance, später einmal gut zu verdienen. Und einen Job zu finden, in dem man sich selbst verwirklichen kann.

Akademiker sind krisensicher
Der Blick zurück zeigt: Akademikern erging es auf dem Arbeitsmarkt auch in der Vergangenheit besser als dem Rest der Beschäftigten. Im Boomjahr 2000 herrschte bei Hochschulabsolventen Vollbeschäftigung, nur 2,9 Prozent waren auf Jobsuche. Die Arbeitslosenquote betrug damals insgesamt fast zehn Prozent. Auch wenn es in der Wirtschaft schlecht läuft, wie 2005 oder heute, sind die gut Ausgebildeten besser dran.

Denn die Arbeitswelt verändert sich: Weg von der Industrie- und hin zur Wissensgesellschaft. Die Experten vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) beobachten schon seit Jahren, dass die Zahl der einfachen Jobs sinkt, die Zahl der anspruchsvollen Tätigkeiten in Forschung und Entwicklung, Beratung und Lehre aber steigt. In ihren Berichten raten die sonst eher vorsichtigen Berufsforscher ganz klar: "Für junge Menschen heißt das: Ein Studium lohnt sich, in Zukunft noch mehr als bisher."



Mit der Job-Ampel zum richtigen Studium
Eine wichtige Einschränkung allerdings gibt es: Es kommt auf das Studienfach an. Viele künftige Ingenieure beispielsweise haben bereits vor dem Abschluss einen Arbeitsvertrag in der Tasche. Anglisten oder Historiker hangeln sich hingegen oft jahrelang von einer befristeten Stelle zur nächsten.

Keiner weiß das so genau wie Michael Weegen. Er analysiert seit mehr als neun Jahren die Jobchancen von Hochschulabsolventen. Weegen leitet die Forschungsstelle ISA, das Informationssystem Studienwahl und Arbeitsmarkt an der Universität Duisburg-Essen. Auch er sagt: "Etwas Besseres als ein Studium gibt es nicht." Aber Weegen warnt davor, sich einfach mal für irgendein Fach einzuschreiben: "Das Studium ist eine Investition fürs ganze Leben. Deshalb sollte jeder Studienanfänger bei seiner Fächerwahl Neigung und Arbeitsmarktchancen abwägen."

Zur Orientierung hat Arbeitsmarktforscher Weegen gemeinsam mit dem stern die Jobampel entwickelt. Sie zeigt die Aussichten für die 26 beliebtesten Studienfächer. Dazu untersucht er drei zentrale Bereiche:


- Absolventen: Wie viele Studenten schreiben sich ein? Und wie viele halten bis zum Abschluss durch?

- Erwerbstätige: Wie viele Akademiker werden in den nächsten Jahren in Rente gehen? Und wo tun sich neue Berufsfelder auf?

- Arbeitslose: Wie viele ältere Absolventen einer Fachrichtung suchen bereits erfolglos einen Job? Und wie hoch ist der Anteil der Jüngeren?

Die Job-Ampel zeigt grünes Licht für Ingenieure, Mediziner und viele Naturwissenschaftler. Auch Absolventen in Fächern wie Wirtschaft, Pharmazie oder Lehramt haben gute Aussichten auf dem Arbeitsmarkt. Dagegen müssen Geistes- und Sozialwissenschaftler mit Problemen beim Einstieg rechnen. Für Architekten, Biologen, Germanisten und Juristen leuchtet die Jobampel dunkelrot. Denn in ihren Fächern herrscht großer Andrang. Aber es gibt wenig gute Stellen.

Auf Überschuss folgt Mangel
Zurzeit studieren zwei Millionen junge Menschen in Deutschland. In den nächsten Jahren könnte die Zahl auf 2,5 Millionen steigen. Schüler, die in den kommenden fünf Jahren ihr Abitur machen, werden daher in überfüllten Hörsälen sitzen. Und auch danach auf dem Arbeitsmarkt wird es vorübergehend eng werden. Das Gedränge hat verschiedene Gründe: Immer mehr Schüler machen Abitur. Durch die Verkürzung der Gymnasialzeit erlangen in den kommenden Jahren in einigen Bundesländern doppelte Jahrgänge die Hochschulreife. Zudem werden durch die neuen Bachelor-Studiengänge, die meist nur drei Jahre dauern, die Studenten schneller fertig.


Kleiner Trost: Von 2015 an werden sich Hochschulen und der Arbeitsmarkt allmählich wieder leeren. Es ist sogar ein Mangel an Fachkräften abzusehen, denn es werden mehr Akademiker in Rente gehen, als junge nachkommen. Deshalb sollte jeder, der die Chance bekommt, an eine Universität oder Fachhochschule gehen. Gerade in einer schweren Wirtschaftskrise. Denn Bildung ist eine Währung, deren Kurs nicht fällt.

Stern

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