Montag, 8. Januar 2018

Was Deutschland liest



Goethe, Schiller, Brecht und Hesse sind weltweit bekannt. Doch was lesen Deutsche am liebsten? Wir haben Lektüre-Tipps.

Deutschland. Klassiker oder Krimis? Bücher oder E-Books? Wie und was lesen die Menschen im Land der Dichter und Denker im Jahr 2017? Wir haben in Bestsellerlisten und Statistiken nachgeschaut.
Wie lesen die Deutschen?

Bücher aus Papier sind gefragt – immer noch. Deutsche lesen lieber Bücher als E-Books, und das gar nicht so selten. Nach Angaben des Portals statista.de lesen 39 Prozent fünf Bücher im Jahr, 27 Prozent sogar mehr als zehn. Am beliebtesten sind Romane und Krimis. E-Books liest nur etwa jeder fünfte, aber die Nachfrage steigt. Immer mehr gedruckte Bücher kaufen die Leser allerdings im Internet, inhabergeführte Buchhandlungen werden in den Städten seltener.
Das sind die Lieblingsorte zum Lesen

Buchliebhaber lesen am liebsten zuhause auf dem Sofa, außerdem schmökern sie gerne im Bett noch ein paar Seiten vor dem Einschlafen. Das verrieten sie in einer Umfrage des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels. Öffentliche Verkehrsmittel wie Bus und Bahn kommen an dritter Stelle der liebsten Leseorte.
Das sind die Bestseller im Juli 2017 in Deutschland

Spannendes aus dem Norden, Unterhaltsames aus dem Süden, Lustiges über Teenies, Wissenswertes über Bienen und Menschen – das Themenspektrum der Top 5 der Bestsellerliste ist ziemlich abwechslungsreich und international. Insgesamt wurden 2016 knapp 10.000 Erstauflagen aus dem Ausland übersetzt, meldet der Börsenverein des Deutschen Buchhandels – vor allem aus dem Englischen, Französischen und Japanischen.

1. „Die Geschichte der Bienen“ von Maja Lunde Die Norwegerin beschreibt in ihrem Roman, was Generationen von Menschen mit Bienen verbindet.

2. „Und ewig schläft das Pubertier“ von Jan Weiler Im dritten Teil der Reihe berichtet der Journalist und Bestsellerautor mit Witz und Esprit aus seinem Leben als Vater zweier Teenager.

3. „Meine geniale Freundin“ von Elena Ferrante Ein Roman aus Italien über die Freundschaft zweier junger Frauen, die ein Leben lang hält.

4. „Selfies“ von Jussi Adler-Olsen Ein Thriller aus Dänemark um einen Mordfall in Kopenhagen

5. „Zeiten des Aufbruchs“ von Carmen Korn Der zweite Teil dieser Jahrhundert-Trilogie spielt in Hamburg im Jahr 1949.
Welche Literaturpreise sind die wichtigsten?

Wer Inspiration für hervorragenden Lesestoff sucht, kann sich auch an den wichtigsten Literaturpreisen für deutschsprachige Autorinnen und Autoren orientieren:
Für den Deutschen Buchpreis kürt eine Jury jedes Jahr zur Frankfurter Buchmesse im Oktober den deutschsprachigen Roman des Jahres. Vorher erscheinen eine Shortlist und eine Longlist mit den Büchern in der engeren Auswahl.
Der Georg-Büchner-Preis wird im Andenken an den Schriftsteller Georg Büchner (1813– 1837) verliehen. Die jüngsten Preisträger: Jan Wagner (2017), Marcel Beyer (2016), Rainald Goetz (2015).
Der Ingeborg-Bachmann-Preis wird während der Tage der deutschsprachigen Literatur in Klagenfurt in Österreich vergeben. Die Autoren dürfen dort nur unveröffentlichte Prosatexte vortragen.
Wo gibt es mehr Infos zum Buchmarkt?

Wer mehr Informationen zum Buchmarkt in Deutschland sucht, wird beim Börsenverein des Deutschen Buchhandels fündig. Der Verband mit Sitz in Frankfurt vertritt die Verlage und Buchhandlungen in Deutschland. Die in Mainz ansässige Stiftung Lesen engagiert sich für die Leseförderung. Ihr Anliegen ist es, Kindern Freude am Lesen zu vermitteln und die Lesekompetenz zu stärken. Außerdem betreibt die Stiftung ein Institut für Lese- und Medienforschung.


Die besten deutschen Krimis

Deutsche Leser lieben Krimis. Aber welche Bücher aus der Flut der Neuerscheinungen sind wirklich lesenswert? Fünf heiße Tipps.

Deutschland. Der Treffpunkt für Krimifans ist das Festival „Criminale“, das während der ersten Maiwoche im österreichischen Graz gastiert. Krimi-Kritiker Frank Rumpel stellt fünf aktuelle Favoriten der deutschprachigen Krimiliteratur vor.
Max Annas: „Die Mauer“

Nicht in Berlin, sondern in Südafrika spielt Max Annas zweiter Roman „Die Mauer“. Der Autor hat einige Jahre dort gelebt. Ein junger Schwarzer will nach einer Autopanne in einer von Weißen bewohnten Gated Comunity um Hilfe bitten. Er sieht sich schon bald immer wilderen Gerüchten und Beschuldigungen ausgesetzt, versucht zu fliehen, findet aber den Ausgang nicht. Am Ende gibt es Tote. Hoch konzentriert, in schlanken Sätzen, schnell und grotesk zugespitzt erzählt dieser Thriller eine Geschichte über Rassismus und Hysterie, in der Annas zeigt, dass Abschottung nicht Teil der Lösung, sondern Teil des Problems ist – nicht nur in Südafrika.

Simone Buchholz: „Blaue Nacht“

Im Hamburger Stadtteil St. Pauli fühlt sich Simone Buchholz‘ Protagonistin Chastity Riley wohl. Die trinkfeste Staatsanwältin wurde zur Opferschutzbeauftragten degradiert, weil sie einem Vorgesetzten Korruption nachwies. Nun kümmert sie sich um einen Mann, der halbtot geprügelt wurde und nicht reden will. Doch Riley kitzelt die Geschichte über einen geplanten Drogendeal und den Hamburger Hafen als Umschlagplatz für Europa aus ihm heraus. Angereichert mit dem Privatleben der Protagonistin entwickelt sich eine verschlungene Kriminalgeschichte, die Buchholz im sechsten Riley-Roman in ihrem treffsicheren, lakonischen Sound und mit handfestem Humor erzählt.

Christian von Ditfurth: „Zwei Sekunden“

Ein Bombenanschlag in Berlin. Nur knapp entgeht ihm die deutsche Bundeskanzlerin. Bei ihr ihm Auto sitzt der russische Präsident. Mit einem Terrorszenario beginnt Christian von Ditfurths zweiter Thriller um den eigenwilligen Kommissar Eugen de Bodt. Er widmet sich politischen Themen, die nicht im tagesaktuellen Fokus stehen. Gehen zunächst alle davon aus, dass der Anschlag Putin galt, wird bald klar, dass es um etwas ganz anderes ging. Es gibt mehr Tote, doch die Politiker halten sich bedeckt. Es wird nach Kräften intrigiert und de Bodt muss viel investieren, um die Hintergründe aufzudecken. Ein gewitzter, wendungsreicher, robuster Politthriller.

Friedrich Ani: „Nackter Mann, der brennt“

Als Fremder kehrt Ludwig Dragomir nach Jahren in sein bayrisches Heimatdorf zurück. Er will all jene inzwischen alten Männer zur Rechenschaft ziehen, die sich einst an einigen Jungen vergingen. Sacht und tastend lässt der Münchner Autor Friedrich Ani seinen Protagonisten von einer verlorenen Jugend und einem Leben mit Zweifeln erzählen. Das ist weit abseits der üblichen Klischees, in den Details immer wieder überraschend und ein nachtschwarzes Stück Literatur. Ani lässt ein Opfer zu Wort kommen, das zum Täter mutiert, getrieben von einer nicht zu sättigenden Wut, auch gegen sich selbst.
Merle Kröger: „Havarie“

Nicht mehr ganz neu, aber nach wie vor aktuell ist Merle Krögers Roman „Havarie“. Auf dem Mittelmeer trifft ein Kreuzfahrtschiff auf ein havariertes Schlauchboot mit zwölf algerischen Flüchtlingen an Bord. Die Autorin und Dokumentarfilmerin Kröger springt zwischen elf Protagonisten hin und her und montiert ihre Geschichten zu einem Thriller auf hoher See. Die Kapitel sind kurz, das Erzähltempo ist hoch und der Gegensatz unterschiedlichster Lebenswelten ist krass.

Quelle: https://www.deutschland.de/de/topic/kultur/was-deutschland-liest

Gepostet von Pedro R Fritschi

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