Dienstag, 18. September 2012

Der verdammte Herr W. : Schatten und Lichten (2. Teil)

Es regnete oft . Ein typischer Sommer  in dieser Stadt kann man sagen. Mein Alltag war hektisch, stressig und am Tag musste ich im Seminar viele Sachen erledigen. Dem verdammten Herrn W. war es voraussichtlich "am Arsch vorbei", dies sagte er oft, und ab etwa 7:00 Uhr war er schon wach und fix. Ihn störte es, dass ich ein bisschen länger schlief, obwohl der Unterricht um 8:00 Uhr begann und ich knapp 3 Minuten zu Fuss, bis zum Zentrum brauchte. Er hatte halt Schlafstörungen.
Detail des Quartiers

Das Frühstück war für ihn eine Ausnahme in seiner Ernährung. Chinesischer Tee, Marmelade und selbst gebackenes Brot waren sein Frühstück. Für mich gab es auch Speck und Bananen dazu und er machte mich auf diese Delikatesse fast jeden Tag Aufmerksam.  


Das Frühstück fand in der Küche statt. Die Küche war sehr schmutzig. Das Besteck, die Teller, die Gläser und die Spüle auch. Es war schrecklich. 

Manchmal hörte er Radio oder unterhielten wir quasi, aber meist fuhr er einen ewigen Monolog über ein Thema. Man dürfte ihn auf gar keinen Fall unterbrechen und wenn ich etwas sagen wollte, grinste er und sah verärgert aus.  Ein echter Paradies.


Eines Tages kriegte ich Ärger von ihm, als ich aufstand und eine Bananenschale in einem Mülleimer wegwarf. Wie konnte ich aufstehen?- Ich musste bis zum Ende  des Frühstücks am Tisch bleiben.- Was für eine Beleidigung!- Er hielt mich eindeutig entweder für ein Kind oder einen Schüler.



Jeden Tag ass er gekochte Kartoffeln und Möhren und herzlich lud er mich zum vielfältigem Menü ein. " Im Supermarkt ist alles chemisch gemacht" sagte er. Ich lehnte natürlich sein Angebot ab, weil er nur Geld für das Zimmer und das Frühstück bekam und, weil ich nicht jeden Tag Möhren und Kartoffeln essen wollte. Ausserdem war alles so schmutzig!



Meine Beziehung mit ihm war jeden Tag geringer. Am Anfang gingen wir in einen Park spazieren, aber als es ein Pflicht wurde, hörte ich auf und erfand eine Ausrede. " Heut´ kann ich nicht...".- Er beschwerte sich darüber und behauptete, dass wenn ich richtig Deutsch sprechen wollte, musste es mit ihm sein.

Meine Kollegen und Kolleginnen, die aus aller Welt stammten, sind echt spitze, wenn es um Deutsch geht. Ausserdem gab es manche Deutsche in der Gruppe.


Aber nicht alles war schlimm beim Herrn W.- Diese Spaziergänge waren z.B hoch informativ und ich lernte viele Sachen über die Gegend und über den Wald kennen. Leider waren sie überwiegend Monologe und es gab kaum Interaktion.


Ich sagte manchen Kollegen über meine Situation bei Herrn W. Bescheid und sie fragten mich, warum ich nicht auszog. 



Ich gebe es zu, Herr W. tat mir echt leid!



Armer Teufel!




J. Luis García






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