Mittwoch, 14. August 2013

Gespräch mit meinem neugeborenen Kind.-(Folge 1)

Babyflasche.- Foto: Luis

Es ist sechs Uhr morgens. Der Mobile-Wecker klingelt und ich schleppe meinen Körper zu meinem neugeborenen Kinderzimmer. Meine Seele bleibt lieber woanders, ganz tief schlafend. Ich gucke nach und checke, ob es dem Baby gut geht. Dann nehme ich Richtung in die Küche und bereite das Babyfläschchen vor. Genau 90 Milliliter Wasser und drei Messbecher Milch. Ich schüttle die Flasche und gebe die in einen Topf mit heissem Wasser herein bis sie lauwarm wird. Ich lasse den Topf mit der Flasche auf den Tisch im Wohmzimmer und hole mein Kind von der Wiege ab. Sobald wir die Couch erreichen, tue ich es auf ein Kissen und bereiten wir uns vor, die sechs Uhr-Babyfläschchen leerzutrinken.

Die Augen von beiden sind zu. Mein Kind heult ein bisschen und bittet um seine Babyflasche. Wenn die Babyflasche seinen Mund berührt, dreht es den Kopft frenetisch, als ob es ein Haifisch wäre und grifft die Flasche an. Dann vereint sie seine Hände an die Wangen und fängt an zu säugen. Sein Gesicht ist ein Gedicht.

Weil es gut fürs Kind ist, spreche ich mit ihm. Machmal auf Spanisch und manchmal auf Deutsch, und erkläre ihm, wie die Welt funktioniert bzw. wie dieses Spiel namens Leben gespielt wird.

 Heute habe ich ihm erklärt, dass mit dem Heulen einen Haufen Sachen  in diesem leben schaffen kann. Viele haben sogar eine schöne Karriere dadurch gemacht, aber diese Taktik hat auch ein grosses Risiko.
 Wenn man die Taktik zu viel ausnutzt, kann es passieren, dass die anderen einen ignorieren.

Das Baby guckt an und säugt weiter. Ein Auto fährt vorbei und das Geräusch schreckt das Baby. Es erzittert. Mit Geduld ducke ich die Flasche und atme tief ein. Das Baby hört weiter und ich überlege mir, ob das Baby sogar weiss , was ein Spiel ist. Dann fange ich nochmal.

-Schau mal...ein Spiel ist wie eine irreale Situation mit einigen gewissen Regeln, die uns für eine spätere reale Situation im Leben vorbereitet. 

Nachdem ich mich gehört habe, denke ich an Strandtennis spielen und wie es uns " für eine spätere reale Situation im Leben" vorbereiten kann. Na gut...!

-Die Menschen erwarten, dass du brav seiest. Wenn du nur heulst, dann nervst du.- Verstehst du, was ich meine?- (Das Baby grinst.)

Das Baby säugt weiter. Es säugt so stark, dass die Brustwarze der Flasche einschrumpft und es keine Milch mehr bekommt. Dann biege ich die Flasche rechts und links ab,  bis sie nochmal tropft. Die Flasche ist fast leer. Ich beuge seinen kleinen Körper nach vorne und es rülpst. Fünf Minunten auf meiner Brust und dann züruck in die Wiege. Popo sauber machen und fertig. Ich mache die Tür zu und laufe auf die Fussspitzen. Kein Lärm, das Baby schläft. Die Katze schaut mich misstrauisch an.
Ich räume alles auf und entkeime die Babyfläschchen. In weniger als drei Stunden fängt die nächste "Aufführung" an.

Plötzlich höre ich was. Es dauert nur einpaar Sekunden und ich fühle mich, als ob ich in Sodom und Gomorra wäre und als Salzsäule auf die Stadt zurückgesehen hätte.

- Oh nein...das Baby heult wieder. Es hat nichts verstanden!!!

Luis García


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